2016 - Sardinien

Ein Bericht von Arthur Heindl.

Nachdem wir in den Jahren zuvor schon zweimal die Mittelmeerinsel Korsika mitunseren Bikes durchquert hatten, begannen wir Ende 2015 mit den Planungen unseres gemeinsamen Motorradurlaubs. Wir durchforsteten zahlreiche Urlaubsberichte und immer wieder stießen wir auf das Reiseziel „Sardinien“. Von Bikertraum, Kurvenparadies und Sonneninsel war hier die Rede. Die Anreise bis zur Fähre in Livornosollte zu bewältigen sein. Eine Woche Urlaub wurde eingeplant, ein Versorgungsfahrzeug und die Fähre gebucht, und die Bikes startklar gemacht. Am Freitag den 17.06.2016 war es dann endlich soweit. Bei bescheidenen Wetterprognosen machten wir uns auf die Reise.Freitagnachmittag nach der Arbeit-die Wolken waren in jeder Richtungziemlich dunkel.

Die Wetterapp konnte hier auch nicht wirklich weiterhelfen. Also wurde sozusagen eine Münze geworfen. Los ging es in Richtung Süden über die A9. Am Hien ber gwar es dann soweit. Starkregen heißt es, wenn es mehr als 5 Liter pro Quadratmeter regnet. Also Regenkombi an. Bis Mittenwald hatten wir alles durch was Motorradfahrer nicht brauchen können. Regen –Stau – Regen und wieder Stau. Am Kesselberg beim Walchensee hatte Petrus auch noch Nebel und Graupel für uns parat. Kurz nach 20 Uhr erreichten wir unser erstes Zwischenziel. Den völlig durchweichten Campingplatz Isarhorn-Camping bei Mittenwald. Doch der Betreiber hatte Mitleid mit uns, räumte extra sein privates Sägewerk aus und stellte uns seinen Pavillon als Schlafplatz zur Verfügung, welches er eigentlich extra für die Fußballeuropameisterschaft mit einem Flachbildschirm ausgestattet hatte. Am nächsten Morgen ging es weiter zur ersten richtigen Passtrasse, dem Penser Joch. Hier durchpflügten wir eine Oldtimerrally mit historischen Rennfahrzeugen, welche nicht mit Ölspuren, Lärm und Rauch sparten.Vorbei am Gardasee, über die Monte Baldo Höhenstrasse wollten wir am südlichen Ende unser nächstes Quartier aufschlagen. Das erwies sich aber als äußerst schwierig. Bei der Reiseplanung hatte niemand bedacht das am Wochenende rund um den Gardasee alle Campingplätze hoffnungslos überfüllt sind. So mussten unsere Presslerboys mit dem Versorgungsfahrzeug 5 Campingplätze ansteuern, bis dann schlussendlich in Verona ein schnuckeliger Campingplatz mit Familienanschluss gefunden wurde. Nur die Zusammenführung der beiden Gruppen gestaltete sich etwas schwierig. „Vom Campingplatz aus kann man den Eismann sehen- gleich gegenüber, leicht zu finden“ hießes. Dass es in Verona zwei Filialen gibt, und jeder bei einer anderen stand wussten wir zu diesem Zeitpunkt aber nicht. Da die Fähre am Sonntagabend erst gegen 22 Uhr ablegen sollte, hatten wir noch einige Zwischenziele eingeplant. Nachdem wir die eher langweilige Poebene durchquert hatten fuhren wir auf Nebenstraßen weiter nach Modena. Dort angekommen besuchten wir die heiligen Hallen des Enzo Ferrari. Im Museum erwartete uns eine eindrucksvolle Videoshow mit allen bekannten Kinohighlights in denen ein Ferrari die Hauptrolle spielte.Von „Magnum“ über „Ferris macht blau“, bis hin zu den James Bond Blockbustern der letzten 40 Jahre.

Durch das Mittelgebirge der Toskana führten uns die Navigationssysteme zu dem zweiten Zwischenziel des Tages, dem schiefen Turm von Pisa. Es ist schon beeindruckend welche Bauwerkskunst die alten Römer damals an den Tag legten, und noch heute Bestand hat. In Livorno angekommen mussten wir mit Schrecken feststellen das unser Transporter nicht den gebuchten Ausmaßen entsprach. Zu lang und zu hoch stellte der gewissenhafte Lademeister fest. Also nochmal von vorne. Neue Buchung mit Händen und Füssen, auf Englisch und Bayrisch managte Jürgen das neue Fährticket. Nachdem die Fähre dann auch noch Verspätung hatte,blieb uns noch Zeit im Hafen Bekanntschaften zu schließen und das ein oder andere Isotonische Kaltgetränk mit Ihnen zu teilen. Um ca.1 Uhr Nachts war es dann endlich soweit. Die Bikes verschwanden in den Tiefen der Fähre, ohne Hoffnung sie am Morgen wieder zu finden. Die Pilots stachen in See und wir erreichten gegen 8 Uhr morgens den Hafen von Olbia auf Sardinien. Von dort starteten wir unsere erste Tagestour auf Sardinien in Richtung Westen um dann durch das Inselinnere über Budduso nach Dorgali auf die Staatstrasse 125 auf der Ostküste zu gelangen. Bei strahlendem Sonnenschein und 25 Grad ging es über die ca.1000 Meter hohen, aussichtsreichen Pässe wie z.B. Genna Silana und Genna Cruxi. An der Ostküste in der Nähe von Tortoli hatten wir uns einen Campingplatz direkt am Meer bei Tore di Bari ausgesucht. Die Presslerboys waren mit dem Transporter auf direktem Weg dorthin unterwegs und hatten schon mit dem Aufbau unseres Zeltlagers begonnen. Unterdessen machte der HP Bekanntschaft mit entgegenkommenden Bikern, welche wir die kommenden Tage des Öfteren freundlich mit Handzeichen begrüßten.

Während die Bikertruppe sich am Dienstag aufmachte den Süden zu erkunden,machten sich die im Camp verbliebenen auf, mit dem Transporter nach Einkaufsmöglichkeiten zu suchen. Dabei mussten sie feststellen das Motorradfahren und Autofahren auf Sardinien nicht gleichermaßen Spaß machen muss. Durch das ewige hin und her und auf und ab wurde dem ein oder anderen doch etwas übel. Frische Luft und ein Boxenstopp konnten jedoch zur schnellen Genesung beitragen.

Am darauffolgenden Tag waren dann wieder alle mit dabei, zur anstehenden Westtour. Nach der Mittagspause bei Wurst und Käseplatte im Aritzo,wurden die ersten Stimmen laut:“Könn ma net a mal wieder a Stück geradeaus fahren- ich glaub mir wird schlecht!“ Die Reiseführer hatten nicht zu viel versprochen! Kurve an Kurve, feinster Belag und kein Verkehr. Man kann hier noch ein halbe Stunde Motorradfahren,ohne Gegenverkehr und ohne auf ein langsameres Fahrzeug aufzulaufen. Auch die italienische Rennleitung ist sehr entspannt. Bei durchgezogener Linie im Überholverbot und Tempolimit wurden wir freundlich von der Policia vorbei gewunken. Die Abende verbrachten wir am Campingplatz, bei Grillfleisch und Bier. Die einen gingen zum plantschen ins Meer oder versuchten Doraden zu Angeln. Auch die gemischten Duschen wurden jeden Abend gerne aufgesucht. Am Donnerstag war es leider schon wieder soweit. Rückreise zur Fähre nach Olbia. Wir hatten wieder die Nachtfähre gebucht. So konnten wir noch einen letzten Tag über die Insel cruisen. Was aber bei mittlerweile 35Grad schon eine Strapaze war. Bei dieser Tour nutzten wir Biker alle Möglichkeiten der modernen Navigation um einen Ausweg aus der ziemlich unübersichtlichen Stadt Villagrande Strisali zu finden.Nach dem Ausschlussverfahren und mehrmaligem Nachfragen wurde als Ausweg eine eigentlich gesperrte Straße gewählt. Hier war der Hr. Google nicht auf dem aktuellen Stand und so führte unser Weg über teilweise unterspülte und weggebrochene Fahrbahn Beläge entlang des Berghanges. Abenteuerlich und Aufregend zu gleich.

An der Fähre angekommen wurden die Motorradklamotten abgelegt und gegen kurze Hose und Flip Flops getauscht. Bei der diesmal kurzen Wartezeit stellten wir fest das einige bekannte Biker aus der Heimat ebenfalls die Heimreise antraten. Aus Datenschutzgründen werden hier keine Namen genannt oder Bilder gezeigt. Gegen 7 Uhr morgens erreichten wir den Hafen in Genua. Von dort fuhren wir direkt auf die Autobahn nach Norden , vorbei am Gardasee nach Mittenwald. Der Erich zog vor die 900km nach Eschenbach an einem Stück durchzufahren um rechtzeitig bei Der Hochzeit seinen Patenkindes zu sein. Ute und Ich verabschiedeten uns bei Brescia um noch einige Tage in den Dolomiten zu verbringen. Die restliche Reisetruppe verbrachte noch die letzte Nacht am Campingplatz Isarhorn und erreichte am Samstagmittag unser Heisl in Eschenbach.

Schönwar´s wieder! Erlebnisreich und mit viel Spaß verbunden. Die nächste Reise führt uns 2017 in die Französischen Vogesen, diesmal ohne Fähre.